Wie hochbeglückt bist du zu preisen/

Du Welt bekanntes Cimbrien!

Denn dies dein Kiel hat aufzuweisen

Die höchste Weisheit von Athen.

Hie sieht man Klugheit/ Schmuck und Liebe

In einerley Gewichte stehn/

Weil alle drey mit gleichem Triebe

Nach unverfälschter Tugend gehn.

 

Joachim Beccau


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Nun bin ich schon den fünften Tag in diesem Paradies,

in dessen Mitte ich mir Kiel mit seiner Universität

als den Baum der Erkenntnis des Guten und

des Bösen vorstelle. Diese recht hübsche Stadt hat

eine sehr angenehme Lage, und die Gegend ringsherum

ist bezaubernd ...

 

Jens Baggesen

 

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Ich war unbeschreiblich glücklich; frühe Morgenstunden brachte ich in dem dunkeln, einsamen Walde bei Düsternbronck zu, sah mit Entzücken über den Hafen nach der anmuthigen Gegend hin, die sich jenseit erhob, und fühlte mich frisch, zuversichtlich, wie die um mich keimende Natur. Thränen stürzten mir aus den Augen; es war das höchste Glück, welches sie hervorlockte.

 

Henrik Steffens

 

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Jetzt liegt mir Kiel in schönem Lichte, auch des zwanglosen, vermischten Umganges, der schönen Gegend und Nachbarschaft wegen u.s.f. Die Stadt selbst liegt Hügel-up, Hügel-down; da habt ihr also die Schweiz ...

 

Johann Gottfried Herder

 

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Kiel ist schön, sehr schön, die schönste Stadt im schönen Holstein ..., ein prächtiges altes Nest und voll von netten Kerls.


Theodor Storm

 

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Die Kieler Bucht, in der unsere Yacht ... gegen sechs Uhr Abends vor Anker ging, ist ohne Zweifel eine der schönsten und sichersten von ganz Europa. In diesem geräumigen Wasserbecken könnten alle Flotten der Erde Schutz suchen und sogar manövriren ...

Der Kieler Busen ist von einem dichten Rahmen herrlicher Bäume eingefaßt. Ulmen, Buchen, Kastanien und Eichen, welche oft bis zum Strande herabgehen, erreichen hier eine kaum glaubliche Größe.

Zahlreiche Landhäuser schimmern auf den die Bucht umgebenden Hügeln lachend aus dem dunklen Grün hervor, während die verschiedenen Punkte des Hafens durch flinke kleine Dampfer in bequeme Verbindung gesetzt sind. Man kann sich kaum einen freundlicheren erquickenderen Anblick denken, als den jener Häuschen von oft phantastischer Bauart, welche das schöne, wechselreiche Ufergestade schmücken. Ohne Zweifel entwickelt sich dieses bevorzugte Stückchen Erde in nicht ferner Zeit zum Stelldichein der vornehmen deutschen Gesellschaft ...

 

Paul und Jules Verne

 

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… wir sprachen unterwegs von dem seltsamen Glück, in Kiel zu leben, hier mußte man genau wissen, wie man den Tag anging, in den Stadtführern und Wegbegleitern standen nur Lügen, Kiel war ein Außenposten der Kultur, hier lief alles auf Lebenserhaltung hinaus, die Kleinbürger spielten gehobene Mittelschicht, die Proleten hatten genug von Form und Fitneß, sie fraßen sich Speck an und kleideten sich trotzdem aufreizend. Wenn man sich der Temperatur der Stadt anpaßte, verlor man bald den Mut und strich angepeitscht von diffusen Trieben zwischen den Häusern aus Klinker herum.

 

Feridun Zaimoglu: Liebesbrand